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Datum: 22.09.2025

Stadt vergibt Stadtplakette an Harald Seelbinder

In der Galerie des Malzhauses fand am 19. September die feierliche Übergabe der 65. Stadtplakette der Stadt Plauen an Harald Seelbinder statt. Oberbürgermeister Steffen Zenner überreichte ihm die Ehrung. Die Laudatio hielt Friedhard Schürer, Vorsitzender des VdK Sachsen, Ortsverband Plauen und langjähriger Wegbegleiter. Harald Seelbinder wurde vom Sozialverband VdK Sachsen e.V., Kreisverband Vogtland, für diese Auszeichnung vorgeschlagen. Der Stadtrat hatte letztendlich am 20. Mai mit einer zwei Drittel Mehrheit dem Vorschlag zugestimmt.

Laudatio auf Harald Seelbinder: 

Es gilt das gesprochene Wort.

Laudatio auf Harald Seelbinder:

Sehr geehrte Damen und Herren, verehrte Gäste,

es ist mir eine große Ehre, heute Abend ein aktives Mitglied des VdK-Ortsverbandes Plauen zu würdigen: Herrn Harald Seelbinder.

Mit der heutigen Ehrung gehört er zu den Persönlichkeiten unserer Stadt. Wir alle sind hier zusammengekommen, um seine unermüdliche Hingabe, seinen Kampfgeist und sein beeindruckendes Engagement zu feiern, das unsere Gemeinschaft so viel reicher macht. Doch bevor ich zum eigentlichen Anlass komme, möchte ich Sie mitnehmen auf eine Reise durch ein Leben, das von Herausforderungen, aber auch von unglaublicher Stärke geprägt ist.

Ein Leben voller Widerstandskraft

Harald Seelbinder, Jahrgang 1956, blickt auf ein Leben zurück, das so manche schwere Prüfung für ihn bereithielt. Nach seiner Kindheit in Sachsen und einer Ausbildung mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt in Frankfurt/Oder zog es ihn der Liebe wegen nach Plauen. Hier bei uns hat er sein Zuhause gefunden. Doch nur wenige Jahre später, 1983, schlug das Schicksal zu: Eine Tumor-Operation im Rückenmark lähmte einen Teil seines Körpers. Er stand vor dem Nichts. Ohne die Möglichkeit auf Reha musste er sich seinen Weg zurück ins Leben selbst erkämpfen. Genau das hat er getan. Er hat das Laufen neu gelernt – zwischen zwei Leitern mit einem Gehbänkchen, Meter für Meter durch seine Wohnung im Hochparterre.

Dieser unbändige Wille, dieser Mut, nicht aufzugeben, ist das Leitmotiv seines Lebens. Er hat sich ins Berufsleben zurückgekämpft, erst in Heimarbeit, dann wieder im Büro, wo er einen der ersten Computer erhielt und diesen pioniermäßig selbst programmierte.

Nach der Wende nutzte er sein Wissen und seine Erfahrungen, um Behindertenbeauftragter zu werden. Es ist bezeichnend, dass er auch beruflich die Verantwortung für die neue Rechentechnik übernahm. Er liebte seinen Job, sagte stets: „Dort kann man alt werden.“

Ein Leuchtturm im Ehrenamt

Harald Seelbinder hat das Ehrenamt nicht als Pflicht, sondern als Berufung verstanden. Er war 1990 Gründungsmitglied des VdK in Plauen, half mit, diesen wichtigen Verband aufzubauen, und engagierte sich im Behindertensport. Er hat 1995 die Selbsthilfegruppe „Junge Behinderte“ ins Leben gerufen – eine Gruppe, die heute zwar ausnahmslos über 50-Jährige zählt, aber damals ein dringend benötigtes Netzwerk schuf. Dort finden behinderte Menschen Hilfe, Unterstützung, gegenseitige Anerkennung und ein Gemeinschaftsgefühl. Vor allem während der Corona-Pandemie von 2020 bis 2022 ließ er den Kontakt zu den Mitgliedern der Selbsthilfegruppe nicht abbrechen, was ihm viel Anerkennung einbrachte.

25 Jahre übte Harald Seelbinder die Funktion des stellvertretenden Vorsitzenden des VdK-Ortsverbandes Plauen aus. Nach dem plötzlichen Tod des OV-Vorsitzenden Klaus Schöne im April 2016 übernahm er den amtierenden Vorsitz. Anfang des Jahres 2020 bat er um Entlastung vom amtierenden Vorsitz. Zum Ortsverbandstag des VdK-OV Plauen im März 2020 wurde ich als langjähriges Vorstandsmitglied zum Vorsitzenden berufen. Als erste Amtshandlung ernannte ich Harald für seine Verdienste im VdK-Ortsverband Plauen zum Ehrenvorsitzenden.

Seit 2003 ist er Beisitzer im VdK-Kreisvorstand Vogtland, und ein Jahr später wurde er Mitglied der Arbeitsgruppe Behindertenhilfe der Stadt Plauen. Dort setzt er sich vor allem für die Einhaltung der Barrierefreiheit bei Baumaßnahmen an öffentlichen Einrichtungen ein.

Er betreut die Webseite des 300 Mitglieder starken Behinderten- und Rehasportvereins MEDIZIN, die sich nicht nur im Fußball und Schwimmen hervortun, sondern sogar schon den Pokal des Oberbürgermeisters nach Hause holen konnten. Trotz seines eigenen Schicksals – seit einer Operation im Februar 2020 ist er fest auf einen Rollstuhl angewiesen – ist er selbst noch aktiv, geht schwimmen und nutzt seine eigene Erfahrung, um anderen zu helfen.

Sein Credo lautet: „Man ist nicht behindert, man wird behindert.“ Dieses Zitat ist für ihn keine Phrase, sondern die tägliche Motivation. Als Barriere-Tester macht er sich auf den Weg, um die Stadt Plauen für Menschen mit körperlichen Einschränkungen zugänglicher zu machen. Er hat die Erfahrung gemacht, dass viele Angebote nur nach dem „Wollen“, nicht aber dem „Reinkommen“ entschieden werden. Er hat erlebt, wie der Zugang zu wichtigen Orten, wie dem Alten Schloss bei der Verleihung der Annen-Medaille, eine Herausforderung war. Er kämpft für eine bessere Ausstattung von Arztpraxen und für eine gerechte Unterstützung durch die Krankenkassen.

Mit großem Interesse nimmt er an den Sitzungen der Arbeitsgruppe ÖPNV des Vogtlandkreises teil.

Eine Liebeserklärung an die Familie

All diese Verdienste wären ohne eine Person undenkbar: seine Frau. Sie ist seine unerschütterliche Stütze, seine Pflegerin bis zur Selbstaufgabe und sein wichtiger Fahrdienst. Sie war aktiv in der Elterninitiative und arbeitete acht Jahre lang in einem Pflegedienst. Das Ehepaar Seelbinder zeigt uns, was wahre Liebe und Partnerschaft bedeuten. Sie nehmen sich bewusst Auszeiten, um in den Bergen oder an der See in Schleswig-Holstein neue Kraft zu schöpfen. Und nicht zuletzt ist da die Enkelin Lara, mit der er geduldig Mathe lernt – ein Beweis dafür, dass sein Engagement über das Ehrenamt hinausgeht, tief in seine Familie hineinreicht und Generationen verbindet.

Lieber Harald, du bist eine Persönlichkeit, die die Stadt Plauen nicht nur besser, sondern auch menschlicher macht. Du bist das lebende Beispiel dafür, dass man aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, etwas Großes bauen kann. Du hast gezeigt, dass es nicht darum geht, was man nicht kann, sondern darum, was man trotz aller Widrigkeiten erreicht.

Herzlichen Glückwunsch, lieber Harald Seelbinder. Dieser Preis, die Stadtplakette der Stadt Plauen, ist eine Anerkennung für alles, was du für uns alle getan hast und weiterhin tun wirst.

An dieser Stelle möchte ich mich besonders beim Plauener Stadtrat bedanken, da durch eine Änderung der Satzung über die Ehrung verdienter Persönlichkeiten durch die Stadt Plauen es jetzt möglich ist, dass Vorschläge für Auszeichnungen, u. a. die Stadtplakette, von allen Bürgern eingereicht werden können. Von diesem Recht habe ich Gebrauch gemacht. Nochmals vielen Dank, dass meinem Vorschlag zugestimmt wurde. Ich bin froh und stolz, dass die 65. Stadtplakette einem aktiven Mitglied des VdK-Sozialverbandes verliehen wird.

Bedanken möchte ich mich außerdem bei Stadträtin Claudia Hänsel für die Zuarbeit der Laudatio und das im Vorfeld stattgefundene Gespräch mit der zu ehrenden Person.

Friedhard Schürer

Vorsitzender des VdK-Kreisverbandes Vogtland und Ortsverband Plauen

Im Rahmen der Veranstaltung erfolgte auch die Vergabe des Bürgerpreises der Sparkasse Vogtland an: The Ranch Linedance Group Plauen, SDC White Magpie Plauen e.V., das Tagescafé der Markus-Paulus-Gemeinde, den Tierschutzverein „Vogtland" e.V., das Tierheim Plauen, das Sternenlabor, den Verein Plauener Spitzenfest e.V., die Initiative Plauen, den Verein Vogtländischer Carnevalisten, die Naturfreunde Plauen, den Wanderclub „Harmonie" der Volkssolidarität Vogtland e.V., die SG Jößnitz e. V., die Sektion Plauen-Vogtland des Deutschen Alpenvereins, die Abteilung Wandern des ESV Lok Plauen e.V , der Blinden- und Sehbhindertenverband e.V., Beratungsstelle Blickpunkt Auge Plauen und den Sozialverband VdK, Ortsverband Plauen. Den Bürgerpreis erhalten außerdem Janet Rödel für die über zehnjährige Betreuung der Vogelvoliere im Stadtpark und Karsten Repert für seinen Einsatz für die Sportvereine Plauens.

Die Stadtplakette wird seit 1996 verliehen. Insgesamt haben seither 73 Bürger eine hohe Auszeichnung der Stadt Plauen erhalten, darunter wurde acht Mal die Ehrenbürgerschaft (Thomas Küttler (†), Lothar Rentsch (†), Dr. Rolf Magerkord, Prof. Dr. Klaus-Dieter Waldmann, Manfred Feiler (†), Hellfried Unglaub, Ruth Müller-Landauer (†) und Gert Müller). verliehen. In diesem Jahr wuchs die Zahl der Geehrten auf insgesamt 74.

Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße um die Entwicklung der Stadt Plauen, deren Ansehen oder das Wohl ihrer Bürger verdient gemacht haben oder dafür tätig gewesen sind, kann die Stadtplakette der Stadt Plauen verliehen werden. Die Modalitäten sind geregelt in der „Satzung über die Ehrung verdienter Persönlichkeiten durch die Stadt Plauen“. Vorschlagsberechtigt für Ehrungen nach der gültigen Satzung sind der Oberbürgermeister, die Stadtratsfraktionen sowie neuerdings auch die Bürgerinnen und Bürger.