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Datum: 23.04.2019

Plauen im Zeichen von e.o.plauen und »Vater und Sohn«

Was hat Plauen, was andere Städte nicht haben? Die Plauener Spitze und e.o.plauen und seine Vater und Sohn-Geschichten.
Wer kennt sie nicht, den schnauzbärtigen Vater und seinen spitzbübischen Sohn?
Ab sofort laden sie ein, die Plauener Innenstadt zu besuchen. 15 Mal Vater und Sohn weisen den Weg von der Bahnhofstraße zum Erich-Ohser-Haus und natürlich auch umgedreht.
Möglich wurde dies durch die finanzielle Unterstützung von Unternehmen aus Plauen und der Region. Heute wurden die 15 Figurenpaare erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Besondere: Nur heute waren sie alle zusammen und gemeinsam mit ihren Finanziers auf dem Altmarkt zu sehen. »Ein imposantes Bild, so viele Väter und Söhne hier zu sehen«, zeigte sich Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer auch beeindruckt und bedankte sich bei den Unternehmern und bei Karina Storm, die diese schöne Aktion möglich machten. »Die beiden Figuren Vater und Sohn von e.o. plauen sind bei allen Generationen bekannt und beliebt, weit über die Grenzen des Vogtlands, ja Deutschlands hinaus. Ich freue mich, dass sie von nun an unsere Innenstadt noch attraktiver und besuchenswert machen. Und natürlich freuen wir uns nicht nur auf Vater und Sohn, nein, alle Familienmitglieder sind uns herzlich willkommen: Väter, Söhne, Mütter und Töchter«, scherzt der OB.

Die Idee war im Rahmen des Projektes »Plauen - schräg ist spitze« entstanden, das 2016 im Rahmen des sächsischen »Ab in die Mitte«-Wettbewerbes als Wettbewerbssieger prämiert wurde. Gemeinsam mit Karina Storm und ihrer Cottbuser Agentur EVENTS PERFEKT hat die Plauener Wirtschaftsförderung das Vorhaben entwickelt. »Die 15 Figurenpaare sollen die Menschen neugierig machen, die gesamte Wegstrecke zu begehen, um die Bahnhofstraße und ,Vater & Sohn' für sich neu zu entdecken«, erläutert Wirtschaftsförderer Eckhard Sorger.

Holzbildhauer Hartmut Rademann fertigte die lebensgroßen Figuren aus Pappelholz an. Der durch seine Graffitis bekannte André Wolf (ehem. Bretschneider) sowie Anett Tropschug und Nico Roth »verpassten« ihnen die Farbe.

»Künftig wird es noch ein Faltblatt zur Vater- und-Sohn-Tour geben, das allen Interessierten schon einmal den Weg vorgibt. Für Familien bieten sich wunderschöne Fotomotive an! Und wer möchte, kann seine Fotos auf Instagram mit dem Hashtag #eoplauen hochladen. Die schönsten Fotos zeigen wir dann auch unter @plauen_im_vogtland auf Instagram«, so Pressesprecherin Silvia Weck, zugleich Tourismusverantwortliche der Stadt Plauen.

Die Figurenpaare haben folgende Eigentümer (in alphabetischer Reihenfolge):
Basketball Club Vogtland e.V. mit Unterstützung der- VR Bank Bayreuth-Hof
Frank Müller GmbH
Helios Vogtland Klinikum Plauen
Kalenderfabrik Plauen GmbH & Co KG
KJF GmbH, Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung
Maler Plauen GmbH
Plauen Stahl Technologie GmbH
Pluspunkt Apotheke in der Stadtgalerie
Procentra GmbH
Rhenus Gruppe
Sparkasse Vogtland
2 x Stadtwerke - Strom Plauen GmbH & Co. KG
Sternquell Brauerei GmbH und Bad Brambacher Mineralquellen GmbH & Co. Betriebs KG
Wolfgang Schmidt OHG

Hintergrund:

Der Zeichner Erich Ohser - e.o. plauen

Erich Ohser wurde am 18. März 1903 in Untergettengrün (Vogtland) geboren. 1909 übersiedelte die Familie nach Plauen, dort besuchte er auch die Schule. Nach einer Schlosserlehre und einem Studium an der Akademie für Graphische Künste in Leipzig, wo er Erich Knauf kennenlernte, arbeitete er zusammen mit diesem und mit Erich Kästner für die Plauener Volkszeitung.
Als Buchillustrator (für Büchergilde Gutenberg, Deutsche Verlagsanstalt und andere) und als Zeichner satirischer Szenen für Zeitungen und Zeitschriften wie - neben der Plauener Volkszeitung - die Neue Revue, die Neue Leipziger Zeitung oder den Vorwärts wurde Erich Ohser bald in ganz Deutschland bekannt. Er übernahm Illustrationsaufträge, unter anderem für Kästners erste Gedichtbände.
Durch Vermittlung Knaufs zeichnete Ohser ab 1929 für den sozialdemokratischen Vorwärts. Ziel seiner satirischen Angriffe waren da auch Größen der NSDAP wie Hitler und Goebbels. Ein Jahr nach Hitlers Machtergreifung wurde Erich Ohser von der Reichspressekammer nicht in die Berufsliste aufgenommen, was faktisch ein totales Berufsverbot bedeutete. Erst nach Intervention von Johannes Weyl, dem Leiter des Zeitschriften-Zentralbüros im Verlag Ullstein - und späteren Gründer des Südverlags-, durfte Erich Ohser (nur) unter Pseudonym im Dezember 1934 bis Dezember 1937 die »Vater und Sohn« - Bildgeschichten in über 150 Folgen in der Berliner Illustrirten Zeitung veröffentlichen. Ohser wählte das Pseudonym »e.o. plauen« nach den Anfangsbuchstaben seines Namens und der Stadt seiner Jugend - Erich Ohser aus Plauen.
Erich Ohser fand im letzten Jahr des Krieges, als sich der Zusammenbruch des Dritten Reiches bereits abzeichnete, ein tragisches Ende. Wegen abfälliger Äußerungen über die nationalsozialistischen Machthaber wurden er und sein Freund Erich Knauf denunziert und verhaftet. Goebbels nahm sich persönlich der Sache an. In der Nacht vor dem Prozess vor dem Volksgerichtshof unter dessen berüchtigtem Präsidenten Roland Freisler wählte Erich Ohser am 6. April 1944 in Gestapohaft den Freitod. Der mitangeklagte Redakteur Erich Knauf wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Die Stadt Plauen bewahrt das Andenken an Erich Ohser und sein Werk auf vielfältige Weise z.B. mit der Vergabe des e.o. plauen Preises sowie des e.o. plauen Förderpreises und des e.o.plauen Nachwuchspreises im Wechsel jeweils alle drei Jahre, e.o. plauens »Vater und Sohn«-Bildgeschichten haben die Zeit überdauert und bei Jung und Alt weltweit Millionen Freunde gefunden. Vor allem sie sind weltbekannt.
Mit der Übernahme des Nachlasses von e.o.plauen im Jahre 2004 und der darauffolgenden Gründung der Erich Ohser-e.o.plauen Stiftung wurde der Grundstein gelegt, das Lebenswerk des bedeutenden Karikaturisten der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Seit 2010 hat der Nachlass des Künstlers im Erich-Ohser-Haus, Nobelstraße 7, sein Domizil. In einem der ältesten Häuser der Plauener Innenstadt, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Vogtlandmuseum, werden seine Werke, darunter politische Karikaturen, Zeichnungen, Illustrationen und Skizzen sowie persönliche Dokumente in wechselnden Ausstellungen in einem stilvollen Ambiente präsentiert. Auch die Erich Ohser-e.o.plauen Stiftung und das dazugehörige Archiv haben hier ihren Sitz.

http://www.e.o.plauen.de