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Datum: 28.09.2018

Stadtplakettenverleihung 2018: Laudatio auf ARMIN DÖHLER

Bei der heutigen (28. September 2018) Festveranstaltung in der Galerie des Malzhauses überreicht Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer eine Stadtplakette der Stadt Plauen an Armin Döhler.

Anfang des Jahres reichten die Fraktionen ihre begründeten Vorschläge ein, der Stadtrat der Stadt Plauen hat am 29. Mai in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, Armin Döhler, den ehemaligen Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft, mit der zweithöchsten Ehrung der Stadt Plauen zu würdigen.
Armin Döhler hat sich in besonderem Maße um die Entwicklung der Stadt Plauen, deren Ansehen oder das Wohl ihrer Bürger verdient gemacht.

Die Stadtplakette wird seit 1996 verliehen. Insgesamt haben bislang 60 Bürger eine hohe Auszeichnung der Stadt Plauen erhalten, darunter wurde sechs Mal die Ehrenbürgerschaft verliehen. In diesem Jahr wächst die Zahl der Geehrten auf insgesamt 63.
Persönlichkeiten, die sich in besonderem Maße um die Entwicklung der Stadt Plauen, deren Ansehen oder das Wohl ihrer Bürger verdient gemacht haben oder dafür tätig gewesen sind, kann die Stadtplakette der Stadt Plauen verliehen werden. Die Modalitäten sind geregelt in der »Satzung über die Ehrung verdienter Persönlichkeiten durch die Stadt Plauen«. Vorschlagsberechtigt für Ehrungen nach dieser Satzung sind der Oberbürgermeister und die Stadtratsfraktionen. Über die Verleihung der Ehrungen entscheidet der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung. Die Beschlüsse bedürfen einer Mehrheit von zwei Dritteln aller anwesenden Mitglieder.
Im Folgenden sind die Laudationes zu lesen.

Es gilt das gesprochene Wort.

Laudatio

Sehr geehrter Herr Döhler, sehr geehrte Frau Döhler,
sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Bürgermeister,
sehr geehrte Stadträte,
sehr geehrte Plauener Bürger, liebe Gäste,

ich darf sagen, dass es mir eine besondere Freude ist, für Sie, Herr Döhler, heute hier die Laudatio halten zu dürfen.
Für den Laudator ist es wichtig, den Laureaten kennen zu lernen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Dies haben wir getan und für dieses gute sehr persönliche Gespräch danke ich Ihnen.

Nach unserem Treffen saß ich zuhause und habe lange überlegt, was könnte ich Ihnen alles sagen. Ich stopfte mir eine Pfeife und begann nachzudenken. Dabei wurden mir verschiedene Gedanken und Episoden aus unserem Gespräch wieder ins Gedächtnis zurückgerufen.
Irgendwann fiel mir ein Erlebnis ein, das ich im Jahr 2013 hatte. Im Mai dieses Jahres durfte ich an einem Festakt von Altkanzler Dr. Helmut Kohl teilnehmen. Durch einen Zufall gelang es mir, den Kanzler der Deutschen Einheit persönlich für seine Verdienste um den deutschen und europäischen Einigungsprozess zu danken. Kohl saß bereits zu dieser Zeit im Rollstuhl. Ich beugte mich zu ihm hinab und durfte kurz mit ihm sprechen. Für mich war dieser Moment prägend und ich werde dieses Ereignis niemals vergessen.

Sie alle werden sich berechtigterweise fragen, was hat Helmut Kohl mit unserem zu ehrenden Herrn Armin Döhler zu tun, auf den ersten Blick gar nichts, auf den zweiten Blick mehr als man denkt.

Kohl war durch den Krieg geprägt und hatte durch diese schreckliche Zeit für sich entschieden, alles dafür zu tun, dass nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen sollte und nie wieder Europäer gegen einander kämpfen sollten. Er hatte eine Vision: Europa sollte friedlich zusammen wachsen. Um Visionen aber Realität werden zu lassen, braucht es dafür Menschen, die diese Visionen mit dem nötigen Durchblick verstehen, und mit Leben erfüllen.

Sehr geehrter Herr Döhler,
Sie haben diese Vision verinnerlicht und im Kleinen hier bei uns im Vogtland ein Stück weit realisiert. Doch zunächst blicken wir ein Stück weit zurück.

Herr Döhler, Sie wurden 1948 geboren und wuchsen auf dem elterlichen Bauerngut in Hirschfeld auf.
Sie mussten erleben, wie das Gut von der SED zwangskollektiviert wurde und in Ihnen verlosch seit diesem Zeitpunkt nie der Wunsch, dass Sie irgendwann wieder Ihre eigenen Felder bewirtschaften würden. Dieser Wunsch wurde 1990 dann endlich Wirklichkeit und bis heute sind Sie erfolgreicher Landwirt.

Ihre Liebe zur deutschen Sprache und die Freude, ihr Fachwissen an junge Menschen weiter zu geben, bewegte Sie dazu, nicht nur Landwirt sein zu wollen, sondern auch Lehrer zu werden. Sie studierten Agrarpädagogik und kamen 1974 als Lehrer an die Landwirtschaftsschule nach Plauen. Der Hintergrund dafür ist in Ihrer Nichtmitgliedschaft in der SED zu sehen. Sie wurden also quasi zwangsversetzt, ein glücklicher Umstand für uns Plauener. Sie leiteten Lehrgänge bis 1990. Ein Jahr
später wurde das Landwirtschaftsamt in Plauen gegründet und Sie begannen dieses zu leiten. Vor Ihnen lag eine enorme Aufgabe, denn es galt, viele Betriebe aus den LPG's in die Selbstständigkeit zu führen. Die neue Selbstständigkeit der Bauern brachte viel Kreativität hervor. Wir erinnern uns, in welcher Aufbruchsstimmung unser Land damals war. Dies würde ich mir heute bis weilen auch wünschen. Zwei Unternehmer, wie sie unterschiedlicher nicht sein können, hatten dann die Initialidee für eine vogtländische Erfolgsgeschichte. Der Landwirt Michael Bretschneider aus
Rothenkirchen suchte eine Möglichkeit, seine Produkte direkt zu vermarkten und der
Möbelhausbesitzer Rainer Biller wollte einen Bauernmarkt vor bzw. in seinem Möbelhaus.

Passt denn dies zusammen? Ein modernes Möbelhaus und die erdverbundenen hiesigen Bauern. Die Frage kann eindeutig mit ja beantwortet werden. Beide Unternehmer wandten sich an Sie, lieber Herr Döhler und Sie waren von der Idee begeistert. Von der europäischen Vision Kohls innerlich beeindruckt, war es für Sie nun an der Zeit, diese nach Ihren Möglichkeiten zu realisieren und den Vogtländern vor Augen zu führen. Der Gedanke vom »Europäischen Bauernmarkt« war geboren.
Sie wussten, dass solch ein Projekt nur mit breiter Unterstützung Erfolg haben wird. Diese fanden Sie bei unserem Altoberbürgermeister Dr. Rolf Magerkord, Altlandrat Dr. Tassilo Lenk, beim Landwirtschaftsministerium in Dresden und beim damaligen Europaabgeordneten Herrn Lutz Goebel.

1996 war es dann soweit. Der erste europäische Bauernmarkt konnte in Plauen stattfinden. Bauern aus Österreich, Frankreich, Ungarn, Tschechien, Polen, Holland und natürlich aus dem Vogtland boten zum ersten Mal ihre Produkte feil. Ihr Ziel, Herr Döhler, war es jedoch immer, mehr als eine reine kommerzielle Veranstaltung stattfinden zu lassen. Die Bauern sollten sich kennen und schätzen lernen, Erfahrungen austauschen. Die Menschen hier im Vogtland sollten nicht nur Wurst aus Ungarn, Käse aus Holland oder Schnaps aus Österreich kaufen. Sie sollten die Kultur der Länder sehen, hören und schmecken. Ein wichtiger Bestandteil der kleinen grünen Woche sind der Eröffnungstag und der Abendempfang für die Händler. Wer diesen Empfang, oder sagen wir, dieses Treffen der Händler schon einmal miterleben durfte, spürte den friedvollen und freundschaftlichen Geist unter den Teilnehmern des Bauernmarktes. Vermeintliche Konkurrenten wurden zu Partnern
im gegenseitigen Erfahrungsaustausch, nicht nur was die Landwirtschaft anging.
Der Europäische Bauernmarkt, ich sagte es bereits, ist eine vogtländische Erfolgsgeschichte. 70 Händler finden den Weg nach Plauen. Fast 40.000 Besucher kamen dieses Jahr ins Möbelhaus Biller, um europäische Köstlichkeiten zu genießen, aber auch Kultur zu erleben. Mit Ihren vielen Mitstreitern, allen voran Herrn Bretschneider, haben Sie, Herr Döhler, gemeinsam mit dem Verein Vogtländischer Direktvermarkter e.V. den Europäischen Bauernmarkt zu einem nicht mehr wegzudenkenden Höhepunkt etabliert.

Sie haben in herausragender ehrenamtlicher Arbeit das Ansehen Plauens und des Vogtlandes positiv gestaltet und unsere Heimatstadt europaweit bekannt gemacht. Ihnen ging es um Visionen eines friedlichen Europas, das Abbauen von Vorurteilen und starrer Bürokratie, die Europa für viele so unnahbar und abstrakt erscheinen lässt. Ihnen ging es um das positive Erscheinungsbild eines wichtigen Berufstandes und die wertvolle Präsentation naturnaher Lebensmittel. Wir sollten den Lebensmitteln und den Menschen, die sie produzieren, mehr Achtung schenken und ihnen für diese Arbeit danken. Sie produzieren nicht nur Lebensmittel, sondern geben uns ein Stück Lebensqualität und Heimat zurück.

Sehr geehrter Herr Döhler,
stellvertretend für die vielen ehrenamtlichen Helfer, die zum Gelingen des Europäischen Bauernmarktes jedes Jahr beitragen, danke ich Ihnen im Namen des Plauener Stadtrates für Ihr Engagement. Ich danke Ihrer Frau Iris, die Sie über viele Jahre unterstützt hat.
Ich freue mich und es ist mir persönlich eine Ehre, dass wir Sie heute mit der Plauener Stadtplakette auszeichnen dürfen.
Ich wünsche Ihnen für Ihr künftiges Leben und Ihre weitere Arbeit alles erdenklich Gute, beste Gesundheit und seien Sie Gott befohlen.

Jörg Schmidt
Fraktionsvorsitzender der CDU-Fraktion