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Stadtplakettenverleihung 2010

Stadtplakette der Stadt Plauen an: Beate Schad, Siegmar Kelz †, Dr. phil. Klausdieter Roth †, Jörg Schneider und Günter Weis †

Am 23. September 2010 erhielten fünf verdienstvolle Plauener, während einer feierlichen Stadtratssitzung im Festsaal des Vogtlandkonservatoriums
Clara Wieck, die Stadtplakette überreicht.

Hohe Auszeichnung für fünf Plauener

Beate Schad – spitze in der Schaustickerei

Der Name von Beate Schad ist sehr eng mit der Schaustickerei Plauener Spitze verbunden. Nach der Eröffnung der Schaustickerei am Obstgartenweg 1997 übernahm sie die Leitung dieser Einrichtung und ist seit Juni 2003 Angestellte des Vereins Vogtländische Textilerzeugnisse e.V. Heute ist die Schaustickerei ein Touristenmagnet der Stadt. Jährlich besuchen über 7000 Gäste die Ausstellung und lassen sich die Geschichte und Entstehung der Plauener Spitze erklären. Mit ihrer Einrichtung ist Beate Schad bei regionalen Festen beteiligt, so beim Plauener Spitzenfest und auch beim Tag der Sachsen.

Beate Schad lebt seit 1984 in Plauen. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Erlernt hat sie den Beruf eines Lehrers und war viele Jahre im Schuldienst in den Fächern Russisch und Geschichte tätig. Nach ihrem Umzug nach Plauen arbeitet sie bis 1992 am Vogtlandmuseum als wissenschaftliche Mitarbeiterin. Diese Tätigkeit beendete sie im Jahr 1992. Schon im Jahr 1988 entwickelte sie mit anderen Mitgliedern des Vereins Vogtländische Textilerzeugnisse e.V. die Idee, eine Sammlung regionaler Textilerzeugnisse aufzubauen. Es sollte ein „lebendiges" Textilmuseum entstehen. 1992 war Beate Schad dann über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme in der ABS-Textil angestellt und mit der Schaffung einer Schaustickerei beschäftigt.

Siegmar Kelz † – Straßberger mit Leidenschaft

Siegmar Kelz hat Außergewöhnliches für Straßberg, Plauen und die ganze Region getan. Bereits vor der Friedlichen Revolution von 1989 war Siegmar Kelz im damaligen Gemeinderat Straßberg als Mitglied der Bauernpartei konsequent im Sinne aller Straßberger aktiv. Gerade wegen seiner geradlinigen und pragmatischen Art erhielt er 1990 das Vertrauen als erster demokratisch gewählter Bürgermeister Straßbergs. Die Aufbruchstimmung dieser Zeit ließen durch den Einsatz von Siegmar Kelz in Straßberg eine Vielzahl von Vorhaben Realität werden. Dazu zählen Infrastrukturmaßnahmen wie Wasser- und Abwasserleitungsbau, Straßenbau, Rekonstruktion der Turnhalle und des Sportplatzes, Erschließung von Eigenheimgebieten, ländlicher Wegebau sowie der Umbau des Gemeindeamtes auch zum Bürgerhaus.

Die äußerst positive Entwicklung Straßbergs bis zur Eingemeindung nach Plauen 1999 und die Entfaltung eines aktiven Vereins- und Gemeindelebens sind somit aufs Engste mit Siegmar Kelz verbunden.
In den Eingemeindungsverhandlungen mit Plauen vertrat Siegmar Kelz klar die Interessen Straßbergs, erkannte aber auch deutlich die Zeichen der Zeit, die eine Selbstständigkeit auf Dauer ausschlossen. Kelz wurde in Kürbitz geboren, lebt seit 1947 in Straßberg, wo sein Großvater und später sein Vater einen kleinen Bauernhof betrieben haben. Er erlernte den Beruf des Landwirts.

1962 wurde er Vorsitzender der LPG „Weiße Elster", die er auch nach dem Zusammenschluss mit der LPG Kürbitz 1972 sehr erfolgreich leitete. Bis 2001 war Siegmar Kelz Ortschaftsratsvorsitzender von Straßberg. Zurzeit ist er 2. Vorsitzender des von ihm gegründeten Heimatvereins Straßberg und engagiert sich als ökologisch produzierender Landwirt.

Dr. phil. Klausdieter Roth † – Theater, Theater, Theater

Der gebürtige Plauener Klausdieter Roth wurde im Wendejahr 1990 zum Intendanten des Vogtlandtheaters in Plauen berufen. Über fast ein Jahrzehnt hinweg führte er das Haus mit Klugheit, Geschick und Zukunftsvisionen und legte durch sein Wirken zu wesentlichen Teilen das Fundament dafür, dass im Zuge der Fusion mit dem Theater Zwickau das Vogtlandtheater als Mehrspartenhaus für die gesamte Region bis zur Gegenwart erhalten werden konnte. Klausdieter Roth wurde 1941 in Plauen geboren. Nach dem Studium an der Filmhochschule in Potsdam-Babelsberg musste Klausdieter Roth die Verwerfungen der sozialistischen Kulturpolitik am eigenen Leibe erfahren: Die eigentlich angestrebte Laufbahn beim Film fiel den dogmatischen und doktrinären Auffassungen damals verantwortlicher Funktionäre zum Opfer. Klausdieter Roth kam zur Bühne, war als Dramaturg, Regieassistent und Regisseur, später als Oberspielleiter unter anderem in Meiningen, Eisenach und Cottbus tätig.

Im Jahr 1990 wurde ihm das Intendantenamt am Vogtlandtheater übertragen. Hier setzte er gemeinsam mit einem engagierten Team künstlerisch bemerkenswerte Akzente. Neben einem „ganz normalen" anspruchsvollen Spielplan sind noch heute das über zwei Jahre laufende und Monate im Voraus ausverkaufte Open Air-Spektakel „Titanic" und die jährlichen Produktionen des Musiktheaters im Parktheater besonders in Erinnerung geblieben. Zugleich verstand sich Klausdieter Roth als Streiter für das Theater und für dessen Belegschaft. Dies geschah in einem kritischen, aber stets von Fairness und gegenseitigem Respekt getragenen Dialog mit den Verantwortlichen in der Kommunalpolitik.

Mit der Verleihung der Stadtplakette erfähert das vielfältige Engagement des Theatermannes Klausdieter Roth wenige Monate vor seinem 70. Geburtstag eine besondere Anerkennung. Er hat in seiner Heimatstadt Spuren hinterlassen und Bleibendes geschaffen.

Jörg Schneider – der zur Demo aufrief

Jörg Schneider hat mit seinem selbst verfassten Aufruf zur Demonstration am 7. Oktober 1989, den er in der Nacht zum 3. Oktober 1989 mit einigen Freunden verteilte, ein bis dahin in dieser Form noch nicht dagewesenes Ereignis ausgelöst. Er war einer der vergleichsweise wenigen Menschen, die sich im Vorfeld der geschichtsträchtigen Ereignisse im Herbst 1989 bemühten, die Menschenmassen zu überzeugen, ihre Unzufriedenheit über Missstände und Ungerechtigkeit im Staat offen zu bekunden, ihre Ängste zu überwinden, auf die Straße zu gehen und für Reformen einzutreten.

Bewusst und überlegt wählte er als Termin für die Demonstration gerade den 40. Jahrestag der DDR. Für die Staatsmacht war es folglich sehr schwer zu unterscheiden, welcher Bürger zu den Feierlichkeiten und welcher zu den Protestdemonstrationen in die Stadtmitte strömte. So war ein vorbeugendes und gezieltes Eingreifen nicht möglich.

Jörg Schneider, der bereits während seiner Lehre als Werkzeugmacher seine innere Opposition zum SED-Staat entwickelt hatte, die sich während seiner Zeit im Grundwehrdienst der NVA verstärkte, nutzte seine Neigung zum Schreiben und verfasste mit gleichgesinnten Kollegen eine satirische Brigadezeitung „Der Werkstattkurier". Bereits früher verfasste und in der Öffentlichkeit verteilte Aufrufe zu einer Protestaktion scheiterten noch. Die gewünschte Resonanz stellte sich nicht ein.

Zunächst aktives Mitglied in der Reformbewegung „Neues Forum Plauen" war er später aktiv an der sich gründenden SPD beteiligt. In seinem Betrieb organisierte er einen Warnstreik am 6.12.1989, zu dem das
„Neue Forum Plauen" aufgerufen hatte und der vermutlich der einzige Warnstreik dieser Art in der DDR war. Die vielfältigen Versuche der SED-Betriebs- und Gewerkschaftsleitungen und der lokalen Presse, diesen Streik zu verhindern, blieben erfolglos. In Plauen fand am 7. Oktober 1989 die erste friedliche Massendemonstration statt, vor der die Staatsmacht kapitulieren musste. Plauen kommt somit in diesem für die deutsche Geschichte so wichtigen Ereignis eine besondere Rolle zu.

Günter Weis † – das Wasser ist sein Element

Der Name Günter Weis ist seit mehr als 55 Jahren untrennbar mit dem Plauener Schwimmsport und den Schwimmbädern verbunden. Günter Weis war 28 Jahre Sektionsleiter Schwimmsport der BSG Motor Plauen und anschließend 9 Jahre Vorsitzender des Schwimmvereins „Vogtland" Plauen e.V. (SVV). Er war Trainer, Kampfrichter und ist heute noch lizenzierter Schiedsrichter. Seit 1992 ist er überregional als ehrenamtliches Mitglied der Präsidiumskommission „Sportstätten und Umwelt" des Deutschen Schwimm-Verbandes (DSV), als Schwimmstättenreferent im Präsidium des Sächsischen Schwimm-Verbandes (SSV) und als Vorstandsmitglied der „Internationalen Akademie für Bäder-, Sport- und Freizeitbauten in Deutschland e.V." (IAB) mit der Erledigung vieler Aufgaben beschäftigt.

Neben seiner Tätigkeit im Verein ist deshalb sein fachmännischer Rat bis heute bei der Konzeption und beim Bau von Schwimmbädern gefragt. Auch beim Bau der Schwimmhalle Hainstraße 1982/83 und der Komplettsanierung des Freibades Preißelpöhl von 1992 bis 1995 wirkte der Diplomingenieur beratend mit. Seit August 1995 brachte er seine internationale Erfahrung als Referent der DSV-Kommission „Sportstätten und Umwelt" für die Stadt Plauen ehrenamtlich bei der Konzipierung eines Sportbades mit 50-Meter-Vario-Schwimmbecken ein. Durch sein ununterbrochen beharrliches Eintreten und Fordern ist damit das Stadtbad als Sportbad mit einer 50-Meter-Bahn Wirklichkeit geworden

Mit diesen Leistungen für den Schwimmsport über den gesamten Lebenszeitraum gehört er zu den Persönlichkeiten, die sich hervorragende und bleibende Verdienste insbesondere auf sportlichem Gebiet erworben und das Ansehen der Stadt Plauen durch seinen überregionalen bzw. internationalen Einsatz positiv beeinflusst haben.


23.09.2010