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Datum: 05.04.2024

Auftaktveranstaltung zum Projekt »Bruchstelle 1938«

Um die Sicherung der Synagogenmauer in der Engelstraße finanzieren zu können, startet die Stadt Plauen eine Crowdfunding-Aktion. Die 1930 geweihte Plauener Synagoge ging 1938 in Flammen auf und galt lange Zeit als vollständig zerstört. Ein nun identifizierter Mauerrest soll saniert und gerettet werden. Außerdem soll an dieser Stelle ein Gedenk- und Begegnungsort entstehen. Um das Projekt zu finanzieren, können Bürger, Vereine und Unternehmen das Crowdfunding mit Geldbeträgen unterstützen. Die öffentliche Auftaktveranstaltung zu dem Projekt fand am heutigen Freitag (5. April) in der Adventgemeinde Plauen statt. Nach einer kurzen Startphase, bei der sich 100 Interessenten finden und online auf der Crowdfunding-Seite eintragen müssen, beginnt dann wenig später die Finanzierungsphase, in der 15.000 Euro für das Projekt gesammelt werden sollen. In Kürze kann dann unter www.plauen.de/bruchstelle1938 gespendet werden - und zwar 90 Tage lang.
»Mit dem nun offiziell gestarteten Crowdfunding erhoffen wir uns eine rege Spendenbereitschaft aus der Bevölkerung. Es ist wichtig, dass dieser historische Ort erhalten bleibt und für die Zukunft als Gedenk- und Begegnungsort fungieren kann. Ich freue mich, dass bei der heutigen Auftaktveranstaltung auch Dr. Ruth Röcher von der Jüdischen Gemeinde Chemnitz dabei ist und die Bedeutung des Vorhabens unterstreicht«, so Bürgermeister Tobias Kämpf.
Projektkoordinator Clemens Uhlig vom Stadtarchiv: »Die gespendeten Beiträge helfen, den notwendigen Eigenanteil an der baulichen Sanierung und Sicherung der Synagogenmauer zu erbringen. Der Großteil der Kosten soll aus Fördermitteln kommen, allerdings hängt deren Höhe von der Bewilligung ab. Außerdem bereiten wir die Schaffung des (Ge-)Denkortes "BRUCHSTELLE 1938" jetzt schon vor. Auch hierfür werden Mittel benötigt und eine Startfinanzierung von 5.000 Euro ist bereits im Spendenziel enthalten. Sollte noch Geld übrigbleiben, so fließt dies direkt in die Realisierung des Gedenk- und Begegnungsortes.«
Zur Auftaktveranstaltung kamen Vertreter aus Gesellschaft, Politik, Vereinen, Kirchen und Schulen. Ebenfalls vor Ort war Gerd Naumann, der den Gästen einen historischen Einblick zur Plauener Synagoge gegeben hat. Musikalisch begleitet wurde die Veranstaltung von Liedermacher Jens Bühring, der unter anderem ein Musikstück spielte, das auch am 6. April 1930 zur Eröffnung der Synagoge gespielt wurde. Clemens Uhlig vom Stadtarchiv verlas erstmals einen besonderen Zeitzeugenbericht, der an die Zerstörung des Gebäudes durch die Nationalsozialisten 1938 erinnert.
Der Veranstaltungstag ist angelehnt an den Jahrestag der Synagogenweihe am 6. April im Jahr 1930.
Hintergrund:
Im Jahr 1930 errichtete sich die Plauener jüdische Gemeinde ein neues Gemeindehaus mit Synagoge. Der renommierte Architekt Fritz Landauer erschuf ein einzigartiges, wegweisendes Gebäude im Stil der Neuen Sachlichkeit. Nur acht Jahre später - am 10. November 1938 - zerstörten die Nationalsozialisten das sakrale Bauwerk in der Pogromnacht. Die Überreste mussten auf Kosten der jüdischen Gemeinde abgetragen werden.
Nun wurde festgestellt, dass ein originaler Teil dieser Synagoge überliefert ist, und zwar ein Stück der damaligen Außenmauer. Nach erfolgter Identifikation wurde diese Mauerformation 2021/22 unter Denkmalschutz gestellt. Der stark versehrte Gebäuderest erhielt eine Notsicherung und muss nun dringend saniert und gerettet werden.
Perspektivisch soll hier - am authentischen Ort, der für Jahre Dreh- und Angelpunkt jüdischen Lebens in Plauen war und an dem es 1938 mit der Zerstörung zum großen Bruch kam - ein kleiner Gedenk- und Begegnungsort entstehen.
Alle Informationen unter www.plauen.de/bruchstelle1938