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Datum: 01.11.2023

Die Fabrik der Fäden - Geschichten und Hintergründe (Teil I)

Am 12. November öffnet die Fabrik der Fäden im Weisbachschen Haus. Entstanden ist ein modernes, interaktives Museum in der Elsteraue mit vielen baulichen und inhaltlichen Besonderheiten. Kleine Geschichten zu Haus, Bau und Ausstattung sind in diesen Veröffentlichungen nachzulesen:

Alt trifft Neu im Weisbachschen Haus
Beim Besuch der Fabrik der Fäden lohnt es sich nicht nur die Ausstellungsstücke anzuschauen, sondern den Blick auch nach oben schweifen zu lassen. Die Holzbalkendecke in einem der Räume wurde 1777 gebaut. Sie trifft auf die neue weiße Decke, deren Licht auf das alte Holz scheint.
Große Besucher aufgepasst! Beim Rundgang muss an manchen Stellen der Kopf eingezogen werden, wenn man von einem in den anderen Raum geht. Viele Durchgänge wurden mit ihrer geringeren Höhe aus der damaligen Zeit erhalten.
Auch das Fachwerk, das in vielen Räumen zu sehen ist, ist noch original aus dem Weisbachschen Haus. Es wurde aufbereitet und dient als optische Unterteilung der Räumlichkeiten. Der 250 Jahre alte Boden wurde stellenweise ebenfalls aufgearbeitet und neu verlegt - direkt neben dem neuen Holzboden.
Der angebaute Neubau grenzt sich im Inneren der Fabrik der Fäden sichtbar vom ursprünglichen Gebäude ab und zeigt so einmal mehr die Verbindung von Alt und Neu. Im Treppenaufgang sind die Dachfenster und die alte Fassade bestehen geblieben und geben dem Raum nun eine ganz besondere Atmosphäre. Die Verbindung von alten und neuen Elementen verleiht der Fabrik der Fäden ihren besonderen Charme. Geschichten aus vergangenen Zeiten verbinden sich so mit der Zukunft der Textilindustrie.
Foto 1: Stadt Plauen

Textilgeschichte trifft auf modernes Ausstellungskonzept
Das Gebäude, in dem sich die Fabrik der Fäden befindet, hat eine lange Geschichte hinter sich. Vor 245 Jahren entstand in der Elsteraue ein modernes Wohn- und Wirtschaftsgebäude für eine Kattundruckerei. Dieses Gebäude wurde mehrfach erweitert und umgebaut. Es erhielt verschiedene Nutzungen und musste auch einige Schäden erleben. Trotzdem steht es nach wie vor als denkmalgeschütztes Haus als eindrucksvolle spätbarocke Manufakturanlage am Mühlgraben.
Im Jahr 2020 begann die bauliche Sanierung des ältesten Gebäudeteils und die Errichtung eines Erweiterungsbaus, denn hier entsteht ein in Deutschland einmaliges Spezialmuseum zur Geschichte der vogtländischen Textilindustrie. Altes und Neues sind baulich geschickt miteinander verbunden, heben sich deutlich voneinander ab, ergänzen sich gegenseitig und bilden letztendlich eine Einheit.
In den Innenräumen der Fabrik der Fäden laufen die Vorbereitungen für die museale Ausstellung. Auch hier trifft Alt auf Neu, denn die historischen Exponate aus der Textilindustrie werden mit einem modernen Ausstellungsdesign verbunden. Zusammen mit dem estnischen Gestalterbüro KOKO wurde eine Ausstellung konzipiert, die eine lebendige und kommunikative Darstellung des Themas erreichen soll. Dabei sollen explizit junge Menschen angesprochen werden, um deren Interesse für die Textilgeschichte zu wecken.
Die Ausstellung versucht dabei die Wesensmerkmale der vogtländischen Industrie zu spiegeln: Innovation und Kreativität. Innovativ in der Konstruktion spezieller Maschinen und Arbeitstechniken, sowie kreativ in der Erfindung neuer Muster für Stickereien und Spitzen.
Foto 2: Chris Gonz

Große Maschinen und filigrane Spitze
Aus den umfangreichen Sammlungen des Vogtlandmuseums, des Spitzenmuseums und des Innovations- und Dokumentationszentrums Plauener Spitze mussten anschauliche Objekte ausgewählt werden, anhand derer die Ausstellungsinhalte für die Fabrik der Fäden gut erläutert werden können. Dies war eine kleine Herausforderung, da die Objekte der Textilgeschichte für den Laien gar nicht so leicht zu verstehen sind. Die Maschinen sind oft sehr komplex aufgebaut. Und woran erkennt man an einem kleinen Stoffstück, ob es als Tüll- oder Luftspitze hergestellt wurde?
Die Aussagekraft der Exponate wird unterstützt von einer mit modernen Medien ausgestatteten Gestaltung. In jedem Raum der Fabrik der Fäden wird es interaktive Stationen geben, die einen spielerischen Zugang ermöglichen sollen. Hinzu kommen aber auch inszenierte Räume und Ausstellungseinheiten, die eine zum Thema passende Atmosphäre vermitteln. Ein Aspekt, der sich durch das ganze Museum zieht, ist die Veränderlichkeit der Mode, auf die die Textilindustrie beständig reagieren musste. Wie stellt man diese grundlegende Vergänglichkeit dar, die Segen und Fluch zugleich war? Dies versucht das estnische Gestalterbüro KOKO beispielweise mit der Inszenierung eines auf der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 präsentierten Kleides zu schaffen. Das Kleid selbst existiert nicht mehr. Es gibt nur wenige unscharfe Fotografien davon. Aber gerade dieses Spiel aus »Nicht-Mehr-Real« aber »Doch-Noch-Irgendwie-Unscharf-Vorhanden« wird in der Ausstellung zelebriert. Darauf dürfen sich die Besucher freuen, wenn am 12. November die Fabrik der Fäden im Weisbachschen Haus eröffnet wird.
Foto 3: Chris Gonz

Alle Informationen zur Fabrik der Fäden unter www.plauen.de/fdfmedien und unter www.fabrik-der-faeden.de

Anlagen

Foto 2 Chris Gonz.JPG (8836 kB)
Foto 3 Chris Gonz.JPG (14182 kB)
Foto 1 Stadt Plauen.JPG (6946 kB)