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Datum: 02.11.2023

Die Fabrik der Fäden - Geschichten und Hintergründe (Teil II)

Am 12. November öffnet die Fabrik der Fäden im Weisbachschen Haus. Entstanden ist ein modernes, interaktives Museum in der Elsteraue mit vielen baulichen und inhaltlichen Besonderheiten. Kleine Geschichten zu Haus, Bau und Ausstattung sind in diesen Veröffentlichungen nachzulesen:
Ein Haus mit sichtbarer Geschichte
Nicht nur die Ausstellung der Fabrik der Fäden blickt zurück in die Vergangenheit. Auch das Gebäude selbst lässt Geschichte erlebbar machen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Weisbachsche Haus, in dem nun die Fabrik der Fäden einzieht, durch Bombenangriffe schwer beschädigt. Teilweise sind diese Spuren noch heute sichtbar. Vor dem Gebäude, gerade einmal vier Meter von der Hausmauer entfernt, schlug damals eine Bombe ein. Deren Splitter trafen unter anderem die Mauer des Weisbachschen Hauses. Von außen ist bis heute zu sehen, welche Kräfte dort eingewirkt haben. Die Mauer ist an dieser Stelle deutlich verformt. Und auch im Inneren des Gebäudes sieht man in einem der Räume im Erdgeschoss, wie sich der gemauerte Pfeiler an der getroffenen Stelle nach innen neigt. Hier zeigt sich, welche Kraft ein Bombensplitter in sich trägt, aber auch, wie das Gebäude dessen standhält.
Foto 4: Stadt Plauen

Ein Gebäude mit Bezug zur Textilindustrie
Baustopp beim Weisbachschen Haus? Zum Glück ist das schon über 200 Jahre her. 1808 beantragte der damalige Eigentümer Ernst Wilhelm Conrad Gössel zwar ordnungsgemäß die baulichen Erweiterungen für die Einrichtung einer modernen Spinnerei, allerdings hielt er sich nicht ganz an die Bedingungen für die Genehmigung. Statt dem geforderten freien Zugang zum Mühlgraben, integrierte er lediglich einen sehr schmalen - heute noch begehbaren - Durchgang in seinen Neubau.
Daraufhin beschwerten sich die Anwohner. Da Gössel sich auf der Leipziger Messe befand und nicht Stellung beziehen konnte, verhängten die zuständigen städtischen Stellen einen sofortigen Baustopp. Bei einer Besichtigung der Verantwortlichen der Stadt wurde festgestellt, dass Gössel das Spinnereigebäude entlang des Mühlgrabens, der heutigen Bleichstraße 7, tatsächlich nahezu ausschließlich auf kommunalem Grund errichtet hatte. Da Gössel ein reicher, angesehener Bürger war, kam er ohne Strafe davon. Er konnte im Nachgang das von ihm unrechtmäßig bebaute Land für einen Freundschaftspreis erwerben.
Im Jahre 2015 von der langjährigen, namenstiftenden Eigentümerfamilie der Stadt Plauen überantwortet, steht das Weisbachsche Haus im Rahmen der Kreierung der »Fabrik der Fäden« nun erneut vor dem Abschluss baulicher Veränderungen. Äußerlich sticht hierbei vor allem die in die historische Front integrierte Glasfassade ins Auge, hinter der das Foyer und der größte Ausstellungsraum des neuen Plauener Textilindustriemuseums verortet sind.
Foto 5: Chris Gonz

Historisches in der Gegenwart entdecken
Neben großen Räumen mit imposanten Ausstellungsstücken gibt es auch immer wieder kleine Besonderheiten in der Fabrik der Fäden zu entdecken. Dazu gehört auch ein Glaskasten, der im wahrsten Sinne des Wortes herausragend ist:
Mit dem Bauprojekt von Gössel vor rund 200 Jahren sollten die Spinnerei und die Walkmühle durch ein weiteres Gebäude technisch-architektonisch verbunden werden. Die Spinnmaschinen sollten vom Wasserrad der Walkmühle, die am gleichen Mühlgrabenufer lag, angetrieben werden.
In der heutigen Fabrik der Fäden wird etwas versteckt an die damalige Nutzung des Gebäudes erinnert. Aus dem Altbau ragt ein Glaskasten heraus. An dieser Stelle führten Treppen in den Bach, damit die damaligen Arbeiter dort die gebleichten Stoffe auswaschen konnten. Dieses kleine Highlight stellt den Bezug der heutigen Fabrik der Fäden mit der Geschichte dieses Standorts her.
Von außen ist der Glaskasten, hinter Bäumen versteckt, bereits jetzt zu sehen. Ab dem 12. November kann dieser dann auch von innen besichtigt werden.
Foto 6: Chris Gonz

Alle Informationen zur Fabrik der Fäden unter www.plauen.de/fdfmedien und unter www.fabrik-der-faeden.de


Anlagen

Foto 5 Chris Gonz.JPG (15353 kB)
Foto 6 Stadt Plauen.JPG (11206 kB)
Foto 4 Chris Gonz.JPG (11783 kB)