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Datum: 11.09.2020

e.o.plauen Preis 2020 geht an den Berliner Michael Sowa

Der in Berlin geborene und dort lebende Künstler Michael Sowa erhält den e.o.plauen Preis 2020. Die Preisverleihung und Eröffnung der Preisträgerausstellung finden am 19. September, 18 Uhr in der Galerie im Plauener Malzhaus statt. Plauens Kulturbürgermeister Steffen Zenner und der Vorsitzende der e.o.plauen-Gesellschaft, Karl-Gerhard Schmidt, werden gemeinsam den Preis überreichen.
Kulturbürgermeister Steffen Zenner: »Es ist uns eine große Freude, dass Michael Sowa den Preis angenommen hat und ehrt die Stadt Plauen. Ich kann versichern, dass Preisverleihung und Ausstellungseröffnung trotz coronabedingter Einschränkungen in einem sehr feierlichen Rahmen stattfinden werden. Und ich bitte alle Kulturfreunde um Verständnis, dass aus ebendiesen Gründen der Eintritt nur auf Einladung möglich ist.«

Michael Sowa ist der 9. Preisträger des e.o.plauen Preises, er war mit seiner Frau bereits am 8. Januar zur Vorstellung extra aus Berlin in die Spitzenstadt gereist und war erstmals hier.
»Ich freue mich sehr über diesen Preis und es ist eine Ehre für mich, ihn anzunehmen«, so seine Worte zum Medientermin. »Die Vita von Erich Ohser, sein Schicksal, hat mich beeindruckt. Trotz meiner Affinität zu den neuen Bundesländern kannte ich Plauen bisher nicht, war lediglich ganz in der Nähe in Greiz zu einer Ausstellung.«

Die Jury für den e.o.plauen Preis hat sich in ihrer Sitzung am 19. März 2019 für Michael Sowa als Preisträger 2020 entschieden. »Einstimmig«, wie Andreas Platthaus, Vorsitzender der Jury zur Nominierung der e.o.plauen Preisträger, zu berichten weiß. »Mit Michael Sowa wird die Malerei ausgezeichnet, ein Genre, das noch nicht mit dem e.o.plauen Preis gewürdigt wurde. Michael Sowas Bilder zeichnen sich durch einen unglaublichen Witz aus, mit einer Liebe zum Detail, die faszinierend ist.«

Der Jury gehörten an: Andreas Platthaus (Leiter des Ressorts Literatur und literarisches Leben der Frankfurter Allgemeinen Zeitung und Vorsitzender der Jury zur Nominierung der e.o.plauen Preisträger), Dr. Elke Schulze (Kunsthistorikerin und ehemaliger Vorstand der Erich Ohser-e.o.plauen Stiftung), Prof. Dr. Dietrich Grünewald (Universität Koblenz), Eva-Maria von Máriássy M.A. (Direktorin Sommerpalais Greiz), Anna Haifisch (Comiczeichnerin), Prof. Ute Helmbold (Illustratorin und Zeichnerin) und Petra Rank (Stadträtin Plauen).

Die Stadt Plauen würdigt ihren Sohn e.o.plauen auf immer neue und andere Weise. Zum einen mit diesem Preis, weiterhin mit dem e.o.plauen Förderpreis, in der Innenstadt begrüßen zahlreiche Vater-und-Sohn-Figurenpaare die Gäste und es gibt spezielle Ampelmännchen.


Michael Sowa
Michael Sowa wurde am 1. Juli 1945 in Berlin geboren. Nach Abschluss eines Kunstpädagogikstudiums ist er seit 1975 als freier Maler und Zeichner tätig. Unter anderem veröffentlichte er im Satiremagazin Titanic, illustrierte zahlreiche Zeitschriften, Bücher und Buchcover.
Einem breiteren Publikum wurde der Künstler auch durch den Erfolg des Films »Die fabelhafte Welt der Amélie« bekannt. Dort wurden einige seiner Werke gezeigt: die Gemälde »Filmhund« und »Geflügel mit Perlen« sowie die Lampe mit dem Schwein.
Von Sowa stammen auch die Illustrationen im Buch »Vom weißen Neger Wumbaba«, dieses kleine Handbuch über das Verhören bei Liedtexten des Autors Axel Hacke von der Süddeutschen Zeitung.
Preise und Auszeichnungen Michael Sowa
o 1995 Olaf-Gulbransson-Preis
o 2004 Berliner Buchpreis für das Buch Prinz Tamino in der Kategorie Kinderbuch
o 2013 Göttinger Elch als Würdigung seines satirischen Lebenswerkes
o 2013 Sondermann-Preis


Hintergrund:

Seit 1995 vergeben die Stadt Plauen und die e.o.plauen-Gesellschaft gemeinsam den e.o.plauen Preis sowie den e.o.plauen Förderpreis. Damit möchten sie einerseits Erich Ohser, sein Leben, sein Werk und Wirken ehren und andererseits »e.o.plauen« als Sohn der Stadt im Gedächtnis bewahren. Darüber hinaus sollen bedeutende Künstler*innen und Nachwuchskünstler*innen geehrt werden, die mit ihrem Schaffen die künstlerischen Traditionen Erich Ohsers fortsetzen.

Der e.o.plauen Preis
Der e.o.plauen Preis der Stadt Plauen wird im dreijährigen Rhythmus vergeben.
Als »Oscar der Cartoonisten« honoriert der e.o.plauen Preis das Schaffen bedeutender Künstler unserer Zeit im Genre Karikatur/Cartoon, Pressezeichnung und Buchillustration.
Der Preis ist mit der Übergabe einer Kleinplastik und einem Preisgeld von 5.000 Euro verbunden. Die Plastik, vom Plauener Künstler Hannes Schulze geschaffen, zeigt einen Notizblock mit Bleistift. Die Inschriften »Vater und Sohn« und »e.o.plauen« weisen auf das Schaffen und den Namen jenes Mannes hin, dessen Pseudonym Pate stand für die Bezeichnung des Preises. www.plauen.de/eoplauen.
Erster Preisträger war 1995 der bekannte Cartoonist F. K. Waechter, ihm folgte 1999 der Österreicher Paul Flora und 2002 der Maler, Schriftsteller und Cartoonist Robert Gernhardt. 2005 erhielt den Preis Tomi Ungerer, 2008 Jean-Jacques Sempé, 2011 Ivan Steiger, 2014 Wolf Erlbruch und 2017 Barbara Henniger als erste Preisträgerin.

Der Zeichner Erich Ohser - e.o. plauen
Erich Ohser wurde am 18. März 1903 in Untergettengrün (Vogtland) geboren. 1907 siedelte die Familie nach Plauen über, dort besuchte er auch die Schule. Nach einer Schlosserlehre und einem Studium an der Akademie für Graphische Künste in Leipzig, wo er Erich Knauf kennenlernte, arbeitete er zusammen mit diesem und mit Erich Kästner für die Plauener Volkszeitung. Im Jahr 1930 heiratete Erich Ohser seine Kommilitonin Marigard Bantzer. Im Dezember 1931 erblickte Sohn Christian das Licht der Welt.
Als Buchillustrator (für Büchergilde Gutenberg, Deutsche Verlagsanstalt und andere) und als Zeichner satirischer Szenen für Zeitungen und Zeitschriften wie - neben der Plauener Volkszeitung - die Neue Revue, die Neue Leipziger Zeitung oder den Vorwärts wurde Erich Ohser bald in ganz Deutschland bekannt. Er übernahm Illustrationsaufträge, unter anderem für Kästners erste Gedichtbände. 1929 reiste er mit Kästner nach Paris, 1930 nach Moskau und Leningrad. Aus dieser Zeit stammen die kraftvollen und drastischen Illustrationen zu Michail Soschtschenkos »Die Stiefel des Zaren«, die vielfach als ein Höhepunkt von Ohsers Schaffen angesehen werden.
Durch Vermittlung Knaufs zeichnete Ohser ab 1929 für den sozialdemokratischen Vorwärts. Ziel seiner satirischen Angriffe waren da auch Größen der NSDAP wie Hitler und Goebbels. Ein Jahr nach Hitlers Machtergreifung wurde Erich Ohser von der Reichspressekammer nicht in die Berufsliste aufgenommen, was faktisch ein totales Berufsverbot bedeutete. Erst nach Intervention von Johannes Weyl, dem Leiter des Zeitschriften-Zentralbüros im Verlag Ullstein - und späteren Gründer der seit 1945 in Konstanz erscheinenden Regional-Zeitung Südkurier sowie auch des Südverlags-, durfte Erich Ohser (nur) unter Pseudonym im Dezember 1934 bis Dezember 1937 die »Vater und Sohn« - Bildgeschichten in über 150 Folgen in der Berliner Illustrirten veröffentlichen. Ohser wählte das Pseudonym »e.o.plauen« nach den Anfangsbuchstaben seines Namens und der Stadt seiner Jugend - Erich Ohser aus Plauen.
Erich Ohser wollte nicht emigrieren. Er ging den Weg in die Anpassung. Ab 1940 drängten die Nazis Erich Ohser, für die neue, von der NSDAP entwickelte Wochenzeitung »Das Reich« zu arbeiten, ein Druck, dem er in seiner sowieso gefährdeten Situation glaubte sich nicht widersetzen zu können. Er verstand es jedoch stets, sich Forderungen nach antisemitischen Karikaturen zu entziehen.
Er, Ohser, fand im letzten Jahr des Krieges, als sich der Zusammenbruch des Dritten Reiches bereits abzeichnete, ein tragisches Ende. Wegen abfälliger Äußerungen über die nationalsozialistischen Machthaber wurden er und sein Freund Erich Knauf denunziert und verhaftet. Goebbels nahm sich persönlich der Sache an. In der Nacht vor dem Prozess vor dem Volksgerichtshof unter dessen berüchtigtem Präsidenten Roland Freisler wählte Erich Ohser am 6. April 1944 in Gestapohaft den Freitod. Der mitangeklagte Redakteur Erich Knauf wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet.
Der gemeinsame Freund Kästner kommentierte später: »Sie wollten mit einem Minimum an Konzessionen das braune Reich überdauern. Sie hofften, es werde gut gehen, und es ging nicht gut. Sie verbargen ihre eigentlichen Talente, damit sie nicht missbraucht würden.«
e.o.plauens »Vater und Sohn«-Bildgeschichten haben jene Zeit überdauert und bei Jung und Alt weltweit Millionen Freunde gefunden. (Quelle: Vater und Sohn, Band 1 - 3, erschienen im Südverlag Konstanz).