Jörg Schneider hat mit seinem selbst verfassten Aufruf zur Demonstration am 7. Oktober 1989, den er in der Nacht zum
3. Oktober 1989 mit einigen Freunden verteilte, ein bis dahin in dieser Form noch nicht dagewesenes Ereignis ausgelöst. Er war einer der vergleichsweise wenigen Menschen, die sich im Vorfeld der geschichtsträchtigen Ereignisse im Herbst 1989 bemühten, die Menschenmassen zu überzeugen, ihre Unzufriedenheit über Missstände und Ungerechtigkeit im Staat offen zu bekunden,
ihre Ängste zu überwinden, auf die Straße zu gehen und für Reformen einzutreten.
Bewusst und überlegt wählte er als Termin für die Demonstration gerade den 40. Jahrestag der DDR. Für die Staatsmacht war es folglich sehr schwer zu unterscheiden, welcher Bürger zu den Feierlichkeiten und welcher zu den Protestdemonstrationen in die Stadtmitte strömte.
So war ein vorbeugendes und gezieltes Eingreifen nicht möglich.
Jörg Schneider, der bereits während seiner Lehre als Werkzeugmacher seine innere Opposition zum SED-Staat entwickelt hatte, die sich während seiner Zeit im Grundwehrdienst der NVA verstärkte, nutzte seine Neigung zum Schreiben und verfasste mit gleichgesinnten Kollegen eine satirische Brigadezeitung „Der Werkstattkurier".
Bereits früher verfasste und in der Öffentlichkeit verteilte Aufrufe zu einer Protestaktion scheiterten noch. Die gewünschte Resonanz stellte sich nicht ein.
Zunächst aktives Mitglied in der Reformbewegung „Neues Forum Plauen" war er später aktiv an der sich gründenden SPD beteiligt. In seinem Betrieb organisierte er einen Warnstreik am 6.12.1989, zu dem das
„Neue Forum Plauen" aufgerufen hatte und der vermutlich der einzige Warnstreik dieser Art in der DDR war. Die vielfältigen Versuche der SED-Betriebs- und Gewerkschaftsleitungen und der lokalen Presse, diesen Streik zu verhindern, blieben erfolglos.
In Plauen fand am 7. Oktober 1989 die erste friedliche Massendemonstration statt, vor der die Staatsmacht kapitulieren musste. Plauen kommt somit in diesem für die deutsche Geschichte so wichtigen Ereignis eine besondere Rolle zu.