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Datum: 16.07.2020

Blindgängerverdacht: Vorbereitung am Freitag, Freilegung und Untersuchung am Samstag

An der Syra- und auf der Bleichstraße in Plauen werden auf Baustellen Blindgänger aus dem 2. Weltkrieg vermutet. Am Freitag wird vorbereitet, es wird soweit gegraben, dass die Verdachtsgegenstände noch nicht komplett frei gelegt sind. Erst am Samstag werden sie dann komplett freigelegt und es entscheidet sich, ob eine Evakuierung notwendig wird.

Mehrfach taucht die Frage auf, warum nicht schon am Freitag klar ist, ob die verdächtigen Gegenstände tatsächlich Bomben sind und vielleicht sogar schon alles »über die Bühne gehen könnte« beziehungsweise mitgeteilt werden kann, ob die Evakuierung am Samstag stattfindet.

»Es handelt sich dieses Mal um mehrere verdächtige Gegenstände und bei der Syrastraße sogar um eine größere Fläche, die voruntersucht werden müssen. Und das muss vorsichtig und Stück für Stück im Beisein des Kampfmittelbeseitigungsdienstes geschehen. Das dauert. Daher werden diese verdächtigen Elemente am Freitag nur ,angegraben' - das bedeutet, so weit frei gelegt, dass sie noch ca. einen halben Meter mit Erde bedeckt sind und so sicher eine Nacht liegen bleiben können«, informiert Einsatzleiterin Anja Ullmann.
Warum? »Nach Einschätzung des Kampfmittelbeseitigungsdienstes können beim Freilegen von Verdachtspunkten, bedingt durch den vorgefundenen Zustand der Bombe, Umstände eintreten, die ein sofortiges Handeln erforderlich machen. Das hätte dann zur Folge, dass die Evakuierung sofort, noch am Freitag erfolgen müsste. Das könnte dann auch am Freitag erst am späten Nachmittag so weit sein und bis in die Nachtstunden oder sogar bis in die Morgenstunden dauern. Ich kann versichern, dass sich die Verantwortlichen die Entscheidung über die zeitliche Abfolge nicht einfach gemacht haben, aber es mussten alle Eventualitäten bei der Entscheidung berücksichtigt werden. Hinzu kommen die besonderen Hygienevorschriften, die in Zeiten von Corona einzuhalten sind. Und es sind einige Pflegeheime betroffen, auch für diese Menschen sollte es zumutbar sein. Am Samstag müssen zum einen weder Schulen noch Kindertageseinrichtungen evakuiert werden. Zudem sind die zeitlichen Spielräume für eine mögliche großräumige Evakuierung größer und es dauert hoffentlich nicht bis in die Nachtstunden. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass ein Teil der Einsatzkräfte ehrenamtlich tätig ist, sie am Montagmorgen dann wieder einem regulären Beruf nachgehen und wenigstens dann den Sonntag zur Erholung zur Verfügung haben sollen.«

Also werden die Gegenstände über Nacht vom Sicherheitsdienst bewacht und erst am nächsten Morgen, dem Samstag, komplett freigelegt. »Und dann erst wissen wir sicher, ob es Bomben sind - oder nicht.«
Sollte es sich um eine oder mehrere Bomben handeln, wird der Kampfmittelbeseitigungsdienst vor Ort entscheiden, in welchem Umkreis zu evakuieren ist. Für eine 250 Kilo-Bombe gilt in Sachsen ein Radius von einem Kilometer. Dieser Evakuierungskreis ist eine Vorgabe in einer Handlungsanleitung der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung DGUV. Die Evakuierung würde voraussichtlich
8.00 Uhr beginnen.
Im Fall der polizeibehördlichen Evakuierung sind nach § 4 Satz 2 der Kampfmittelverordnung alle verpflichtet, ihren Aufenthaltsort in diesem Bereich zu verlassen: Wohnungen, Geschäftsräume, Kindergärten, Schulen, Altersheime, Krankenhäuser, etc.

Einmaligkeit der Situation
Diese besondere Situation gab es so noch nicht. Seit 1990 wurden 53 Bombeneinsätze durchgeführt, keiner davon war so lang vorab angekündigt. Dies ist der Ausnahmesituation um Corona geschuldet, da in der Zeit des Lockdowns auch für den Kampfmittelbeseitigungsdienst mit Wirkung vom 23. März ein Pandemieplan in Kraft getreten war. Daher waren keine erdeingreifenden Arbeiten möglich, wenn ein Verdacht auf Kampfmittel bestand. Die Arbeiten an diesen Stellen kamen zum Erliegen. Nachdem der KMBD seine Arbeit wieder aufgenommen hatte, wurden die Flächen in Augenschein genommen und vor Ort das weitere Vorgehen abgestimmt, das nunmehr umgesetzt wird.
Information / Hotline
Die Stadt Plauen stellt alle aktuellen Informationen auf der Homepage unter www.plauen.de/bombe zur Verfügung.
Für telefonische Rückfragen ist am 18. Juli ab 8 Uhr eine Telefon-Hotline geschaltet: 03741 291 2345. Informationen gibt es zurzeit im Bürgerbüro unter der Rufnummer 03741/291-2222. Diese Nummer ist am Samstag nicht erreichbar, dann gilt die 291-2345.