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Margitta Schier und die Weberhäuser

  • Termine zur Führung: Hexenführung

    Eine Zeitreise von der Stadtgründung bis ins Heute erleben Sie bei einer informativen und spannenden Führung. Die Plauener Hexe begrüßt Sie vor den Häusern und taucht mit Ihnen ein in die Welt des Mittelalters.

Engagierte Stadterklärerin schwingt den Hexenbesen 

Geschichten aus dem Mittelalter bis in die Moderne – dafür schlüpft Margitta Schier gern in ihre Paraderolle als Plauener Hexe, die viel zu erzählen hat. Regelmäßig lädt sie zu Hexenführungen ins atmosphärische Stadtquartier rund um die Weberhäuser ein. Mit dem Besen in der Hand führt die 75-Jährige Einheimische und Touristen in authentischer Umgebung durch die geduckten Häuschen am lauschigen Mühlgraben. In der ältesten Häuserzeile der Spitzenstadt öffnet sich eine zauberhafte Welt jenseits des schnelllebigen Alltags. An diesem einzigartigen Ort führen engagierte Kunsthandwerkerinnen Regie. Auf der Entdeckungstour knarren die Dielen. Es fühlt sich an, als ob sich ein Fenster in eine andere Zeit auftut

Schöpferische Oasen entdecken

In dieser innerstädtischen Oase wird getöpfert, gefilzt, geklebt und gepinselt. Zu den Angeboten gehören Korbflechten und Textilgestaltung. Die Gästeführerin hat selbst ein Händchen für Ton und bietet vor Ort Kurse an. Unterm Dachgebälk ist eine Schuster-Schauwerkstatt untergebracht. Inzwischen haben sich die schöpferischen Inseln der Kreativen bis in die sanierten Handwerkerhöfe Hempelsche Fabrik ausgebreitet. Dort gibt es Raum für die Druck- und Drechselwerkstatt. Kerzen ziehen oder Mosaike entwerfen zählen ebenso zu den beliebten Angeboten. Sogar Brot wird hier gebacken. 

Geschichten zwischen Herkunft und Zukunft

Während die ambitionierte Stadtführerin eine Tür nach der anderen öffnet, erzählt sie von den Menschen, die hier ohne elektrisches Licht gearbeitet und gelebt haben. Die Zeitreise führt von den Tuchmachern, Färbern und Mühlenbesitzern zu den ersten Stickmanufakturen ins Industriezeitalter bis in die Neuzeit. Bei der Gelegenheit können Teilnehmer der Führung originelle Unikate erwerben. Als ehemalige Mitarbeiterin des VEB Plauener Spitze ist die gebürtige Chemnitzerin tief mit der Textilindustrie der Region und speziell der Spitzenstadt verwurzelt. Sie weiß genau, wie die Stadt tickt und was sie zum Erblühen brachte. Touristen, die der redseligen Hexe entlang der Bleichstraße folgen, erleben einen spannenden Rundgang, der inhaltlich zwischen Herkunft und Zukunft mäandert. 

Vom freien Fall zum Neustart 

In den Jahren nach dem Zusammenbruch der DDR musste die stolze Mutter von vier Kindern und jetzige Großmutter von neun Enkelkindern selbst einen Bruch in ihrer beruflichen Laufbahn verkraften. Noch heute denkt sie an die vielen erfahrenen Fachleute und Diplomingenieure des VEB Plauener Spitze, die sich im Zuge der radikalen Privatisierung des Betriebes plötzlich auf dem Zweiten Arbeitsmarkt in zum Teil fragwürdigen Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen (ABM) wiederfanden. Rückblickend nimmt das Stehaufmännchen kein Blatt vor den Mund. „Es war entwürdigend und unverzeihlich, was da passiert ist.“ Mit der Idee, die Weberhäuser in eine kreative Erlebniswelt für alle Generationen zu verwandeln, schlug die Plauenerin ein neues Kapitel in ihrem Leben auf. Obwohl der marode Zustand der etwa 500 Jahre alten Gebäude eher dagegensprach, nahm Margitta Schier mit ihren Mitstreiterinnen vom 2002 gegründeten Unikat-Verein in Kooperation mit dem Besitzer der Häuser allen Mut zusammen. „Manchmal muss man einfach nur loslaufen.“ Ohne die verlässlichen Ehrenamtlichen – die Oberhexe nennt sie liebevoll ihre Rettungstruppe - wäre es überhaupt nicht möglich, die hohen Ansprüche zu erfüllen.

Magische Feste erleben

Persönliche Kontakte, die sich die Stadterklärerin in den Jahren beim Sächsischen Ausbildungs- und Erprobungskanal (SAEK) aufbaute, erwiesen sich später als Türöffner für so manches erfolgreiche Projekt. Von der Ausdauer und Beharrlichkeit profitieren heute die Plauener und Besucher gleichermaßen. Feste an den Weberhäusern versprühen etwas Magisches. Zur Plauener Nacht der Museen blinken Lichterketten in den idyllischen Gärten an der Rähme, wie das Fleckchen Erde auch genannt wird, besonders hell. Die bunten Osterfeste und die stimmungsvollen Weihnachtsmärkte stehen fest im Plauener Veranstaltungskalender.

Neues Hexenprojekt im Jößnitzer Umgebindehaus

In ihrem Jößnitzer Wohnort vor den Toren der Stadt stellte die sympathische Stadterklärerin derweil ein neues touristisches Projekt in Eigenregie auf die Beine. In einem vermutlich aus dem 17. Jahrhundert stammenden Umgebindehaus am Kauschwitzer Weg 2, das sie erwarb, können Ausflügler die „Galerie im Hasenstall“ mit Repliken von Künstlern aus dem Ort entdecken.  

  • Interview mit Margitta Schier

    - geführt im Mai 2025 -

    Sie und die Frauen vom Unikat-Verein haben lang für die Belebung der Weberhäuser gekämpft. Würden Sie es wieder tun?

    Das ist eine gute Frage. Wenn ich alles im Vorhinein gewusst hätte, wie schwer es werden wird, sicher nicht. Aber so darf man es nicht sehen. Man muss beginnen, den ersten Schritt wagen, für seine Ideale kämpfen. Ohne die Unterstützung der Stadt hätte wir das nicht geschafft.

    Sie wollen ein Buch über die Weberhäuser schreiben? Verraten sie uns was dazu.

    Ich will mit dem Buch zeigen, dass man ein Projekt erfolgreich zum Ziel führen kann, aber auch auf Widrigkeiten eingehen. Der ständige Kampf um eine ausreichende Finanzierung gehört dazu.

    Gibt es schon einen Titel? 

    ‚Der Zauber der Weberhäuser‘ soll es heißen, denn zauberhaft ist es am Mühlgraben. Wie von Zauberhand haben wir in 25 Jahren einem Stadtquartier neues Leben eingehaucht. Die Plauener haben es zu ihrem Lieblingsplatz erkoren. Das Buch sollte eigentlich heißen ‚Der Frosch im Butterfass‘, weil wir so lange wie der Frosch in Äsops Fabel gestrampelt haben, bis die Sahne fest wurde. 

    Was fasziniert Sie an den Führungen in diesem Stadtviertel?

    Mit dem Ankauf der Hempelschen Fabrik ist der Stadt aus meiner Sicht ein wirklich großer Wurf gelungen. Auf kurzen Wegen kann man den Leuten schon allein anhand der Architektur viel erklären. Es wurden Industriegebäude erhalten und Orte der Begegnung geschaffen, die weit über das Vogtland hinausstrahlen.

    Unlängst haben Sie in der „Bierelektrischen“ die Stadt aus der Straßenbahn-Perspektive erklärt. Wie war‘s? 

    Die Stadtbilderklärung mit der Straßenbahn war ganz bezaubernd. Man kann in gelöster Atmosphäre seine Stadt gut erklären, weil man zweimal an den wichtigen Gebäuden vorbeifährt. 

    Sie arbeiten gern mit Kindern. Wie kam’s?

    Seit 1993 leite ich in Jößnitz den Keramikzirkel. Die ehemalige Bürgermeisterin Ute Müller hat es geschafft, dass ich über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme finanziert werden konnte. Die Gemeinde hat damals den Ausbau des Keramikraumes in der Schule unterstützt. Daraus hat sich ein Ganztagesangebot für etwa 40 Schüler entwickelt. 

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